Timothy Trust & Diamond – das magische Duo im Europa-Park
Dunkelbraune Balken, massive Holzbänke, spärliches Licht und in der Mitte eine Bühne ausgestattet mit Requisiten, die Neugierde wecken auf das, was hier in einer knappen Viertelstunde wohl passieren wird. Beim Betreten des Globe Theater im Englischen Themenbereich wird sofort klar: Das hier ist ein ganz besonderer Ort, der einen mitnimmt ins 16. Jahrhundert. Die Gäste nehmen Platz und warten gebannt auf den Beginn der Show. Das Globe Theater des Europa-Park ist ein Nachbau des berühmten Londoner Originals aus elisabethanischer Zeit – auch Shakespeare Theater genannt. Hier sind Zauberer Timothy Trust und seine Partnerin Diamond mit ihrer Show „Abraka… Shakespeare! RELOADED“ zuhause. Die Redaktion des Europa-Park Blog besuchte nicht nur die Aufführung, sondern traf das magische Duo im Anschluss daran zum exklusiven Interview.
EP-Blog Redaktion: Erst einmal vielen Dank, dass ihr beiden euch zwischen den Shows heute die Zeit nehmt, uns ein paar Fragen zu beantworten. Fangen wir mal ganz vorne an, wie seid ihr denn ursprünglich zur Zauberkunst gekommen?
Diamond: Bei mir war es tatsächlich einfach ein Hobby. Ich kam mit einem Zauberkünstler aus meinem Ort in Kontakt und der hat mir meine ersten Zauberkunststücke beigebracht. Dann habe ich so ganz klassisch bei Geburtstagen, Firmenfesten und Vereinsfesten gezaubert. Später habe ich dann auch bei Zauberwettbewerben mitgemacht. Es gibt ja diesen “Magischen Zirkel”, das ist quasi ein Verein für Zauberkünstler, hört sich spektakulärer an, als es ist. Da gibt es Zaubermeisterschaften bei denen ich ganz erfolgreich mitgemacht habe. Das hat sich über Jahre hinweg gestreckt und nach dem Abitur habe ich ziemlich schnell Timothy kennengelernt beziehungsweise hat er mich angeschrieben, ob ich Lust hätte, mit ihm das mit der Zauberei beruflich zu machen. Da habe ich „Ja“ gesagt. Seit 2010 sind wir jetzt gemeinsam unterwegs.
Timothy: Genau, wir sind 2010 zusammengekommen und haben seitdem alles Mögliche gemacht, Kreuzfahrten, eine große China-Tour. Auch in Hollywood im Magic Castle sind wir bereits aufgetreten. 2011 bis 2013 waren wir schon mal hier bei euch im Europa-Park. Ich hatte zuvor zehn Jahre lang eine andere Partnerin, mit der ich als Duo durch die Gegend gereist bin. Gleichzeitig hatte ich damals auch noch ein Trio mit zwei anderen Kollegen, der eine davon war Sascha Grammel, der Bauchredner. Wir haben das damals als Hobby gemacht und wirklich viel rumgeblödelt, da war vor allem Comedy sehr stark vertreten. Bei Wettbewerben sind wir immer in der Kategorie Comedy angetreten, sogar bei Weltmeisterschaften. Ja, 1997 unsere erste Weltmeisterschaft, das war ein großes Ding damals. Und auch bei Diamonds und meinen Nummern ist Comedy eigentlich immer dabei. Es macht einfach am meisten Spaß, die Leute lachen zu sehen und manchmal ist Zauberei da ein ganz gutes Mittel.
EP-Blog Redaktion: Da seid ihr schon ganz schön rumgekommen. Gab es denn am Anfang Startschwierigkeiten? So etwas wie Lampenfieber?
Timothy: Ich meine klar, die ersten Auftritte sind immer die spannendsten und die, die in Erinnerung bleiben. In meinem Fall waren das tatsächlich Kinderzauberauftritte, zum Beispiel vor den Kindern meines Deutschlehrers. Aber das ist wirklich schon sehr lange her (lacht). Bei diesen ersten Auftritten, da ist man natürlich aufgeregt, wenn man sich seiner Sache noch nicht so ganz sicher ist. Am Anfang weißt du als Zauberer nicht, was auf dich zukommt und was es alles für Fehler geben kann. Hier lachen wir inzwischen über die Fehler, die passieren. Wir haben aus Versehen auch schon so manchen Trick verraten. Aber es passiert ja nichts, dann haben das halt mal 300 Leute gesehen. Nach all den Auftritten legt sich das mit der Nervosität. Aber in dem Augenblick, in dem wir ein bisschen was an der Show verändern – und das machen wir eigentlich ständig – da kommt dann auch wieder ein bisschen Aufregung hoch.
Diamond: Aber das ist eher eine gute Art Aufregung, kein Lampenfieber, das einen total lähmt. Viele sind ja dann so aufgeregt, dass sie nicht mehr sprechen können. Das gab es natürlich auch, ganz am Anfang. Aber meistens ist es eher vor dem Auftritt, wenn man dann auf der Bühne steht, ist man in seiner Blase.
EP-Blog Redaktion: Gibt es denn für Zauberer irgendeine Art Ausbildung oder Schule?
Timothy: Nein, sowas gibt es nicht. Ein Hogwarts, wie man es sich vorstellt, existiert de facto gar nicht. Wir sind alle selfmade, das heißt, wir müssen uns alles selber beibringen und alles selber ausprobieren.
Diamond: Richtig – Schauspielkurse, Pantomime, Comedy. Da kommt ganz schön was zusammen, aus den verschiedensten Bereichen.
EP-Blog Redaktion: Was habt ihr beiden denn vor eurer Zauberkarriere gemacht?
Diamond: Also ich habe tatsächlich direkt nach dem Abitur mit der Zauberei angefangen. Ich studiere gerade nebenher noch Psychologie im Fernstudium, aber das ist mehr ein Hobby. Dieser Drang, vielleicht doch noch was zu machen, ist während der Corona-Zeit entstanden.
Timothy: Ich war mal Jurist – Rechtsanwalt von 1997 bis 2000. Ich habe aber dann gemerkt, dass es mir weniger Spaß macht, mich mit Paragraphen zu beschäftigen. Es war schon ok, aber es war nicht meins. Ich mag es lieber zu reisen und Fröhlichkeit zu verbreiten, als mich sozusagen mit den Problemen anderer Leute rumzuschlagen.
EP-Blog Redaktion: Was ist es denn dann genau an der Zauberkunst, das euch so reizt? Was ist für euch das Besondere daran?
Timothy: Für mich kann ich sagen, dass ich Zauberei immer faszinierend fand, die hat mich immer gekriegt. Wenn irgendwo ein Zauberer aufgetreten ist, habe ich Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, um den zu sehen. Das war einfach eine Begeisterung und irgendwann denkst du dir: Ja gut, das hast du nie in Erwägung gezogen, dass du das auch mal werden könntest.
EP-Blog Redaktion: Wie ist die Idee für die Show „Abraka… Shakespeare! RELOADED“ entstanden? Von wem stammt diese?
Timothy: Die Idee stammt von uns selbst.
Diamond: Das Ganze ist während der Corona-Zeit entstanden. Nachdem die Dinner-Show abgesagt wurde, hatten wir sehr viel Zeit. Der Deal war dann: Im Sommer 2021 spielen wir hier im Globe Theater und wir können mehr oder weniger machen was wir wollen (lacht). Wir dachten uns dann, in diesem echt coolen Shakespeare Theater muss die Show was mit Shakespeare zu tun haben. Und dann haben wir uns da reingefuchst und haben versucht, was zu kreieren, das international ist, also die drei Sprachen Französisch, Englisch und Deutsch abdeckt. Etwas, das Kinder abholt, das Erwachsene abholt, das Zauberei hat, das Comedy hat und natürlich eine Geschichte.
EP-Blog Redaktion: Mir ist auch aufgefallen, dass die Show sehr international ist. Ist das für euch mittlerweile ein Automatismus, zwischen den Sprachen zu wechseln? Ich stelle mir das unglaublich anstrengend vor.
Timothy: Wir testen das am Anfang. Wenn ich zu Beginn der Show rausgehe, frage ich ab, wer so da ist. Anhand der Lautstärke der Reaktionen wissen wir ungefähr, wen wir vor uns haben. Das kann auch manchmal in die Irre führen, wenn zum Beispiel die Franzosen einfach nicht antworten, dann denken wir, wir haben ein eher deutsch- und englischsprachiges Publikum vor uns. Und am Schluss merkst du dann, dass das eigentlich alles Franzosen waren, die nur nicht richtig reagiert haben. Dann stehst du da und hast die ganze Zeit Deutsch und Englisch gesprochen und keiner hat dich verstanden. Aber im Grund fragen wir am Anfang ab, wer da ist und danach machen wir die Gewichtung der Sprache. Wir könnten die Show quasi in jeder Sprache machen, ein paar Gags funktionieren aber halt nur in einer bestimmten Sprache. Manche Sachen kann man nicht so gut übersetzen.
EP-Blog Redaktion: Die Show besteht ja aus so vielen unterschiedlichen Elementen mit Tanz, Comedy und Zauberei. Was ist für euch das Alleinstellungsmerkmal und das Besondere an der Show? Warum mögt ihr die Show gerne?
Diamond: Sie holt alle ab, ist für Kinder und Erwachsene und es gibt immer was zu lachen und zu staunen. Für mich ist es auch das erste Mal, dass ich so eine richtige Rolle spiele auf der Bühne. Vorher, bei Moderationen oder unseren klassischen Acts, war ich immer eher die Elegante, Mystische. Die Williamina hingegen ist total aufgedreht und kann machen und sagen was sie will. Das macht total Spaß. Wenn jemand im Publikum mal einen komischen Kommentar rein ruft oder so, dann kann ich dem auch was zurückrufen. Die Williamina kann das, sie ist sympathisch, lustig und frei.
Timothy: Wenn du als Zauberer auf die Bühne gehst, fragst du dich oft: Warum mach ich das überhaupt? Mit der „Abraka… Shakespeare! RELOADED“ geben wir uns da selbst eine Antwort drauf. Wir machen das, um die Leute mit unserer Geschichte zu verzaubern und zum Lachen zu bringen. Wir müssen nicht künstlich fröhlich sein, denn die Geschichte ist in sich geschlossen und funktioniert.
EP-Blog Redaktion: Ist während der Show hier im Europa-Park denn dann schon mal was schiefgelaufen?
Timothy: Durchaus.
Diamond: Zum Beispiel letztes Jahr bei der Premiere, da saß Thomas Mack vorne in der ersten Reihe…
Timothy: … oh je, das habe ich schon verdrängt.
Diamond: Unser kleiner Geist vom Anfang ist nicht geflogen (Timothy stöhnt). Das war ein ganz schlimmes Chaos, das sich durch die komplette Show gezogen hat. Timothy hat sich dann in den Aufhängungen des Geistes verheddert, Requisiten sind umgefallen und so. Das ist mir in Erinnerung geblieben, aber zum Glück fanden das alle lustig. Wir hatten auch schon mal einen falschen Feueralarm in der ersten Minute, wegen zu viel Nebel. Alles ist irgendwie schon mal schiefgegangen, jeder ist schon mal hingefallen, manche Klappen sind zum falschen Zeitpunkt aufgegangen, Kisten sind zusammengebrochen.
EP-Blog Redaktion: Was sind denn die Vorteile daran, für längere Zeit an einem Ort aufzutreten?
Timothy: Wir hantieren ja schon viel mit Nebel und mit Lichteffekten. Das ist das tolle, wenn man für längere Zeit an einem Ort auftritt, da kannst du auch für jede kleine Sache wahnsinnig viel Aufwand betreiben. Zum Beispiel haben wir für die Projektion der Fußabdrücke am Anfang extra einen Beamer installiert. Das ist, wenn man rumreist, nicht möglich.
Diamond: Die Techniker hier kennen die Show ja auch in und auswendig, die merken sofort, wenn wir ein bisschen was anders machen und können darauf direkt reagieren. Das macht unglaublich Spaß, weil wir dadurch frei sind und auch mal improvisieren können.
EP-Blog Redaktion: Wie geht es denn nach der Sommersaison im Europa-Park für euch weiter?
Timothy: Bis Oktober sind wir noch hier, dann geht es weiter nach Hamburg und dann nach Bad Oeynhausen. Ab März touren wir bis Ende 2024 durch Norddeutschland. Die „Abraka… Shakespeare! RELOADED“ nehmen wir auch mit, die Charaktere Dimitri und Williamina werden auf jeden Fall weiter existieren.
EP-Blog Redaktion: Das bedeutet, aktuell ist keine weitere Show mit dem Europa-Park in Planung? Könntet ihr euch trotzdem vorstellen irgendwann zurückzukommen?
Diamond: Erst mal ist keine weitere Show geplant, nein. Aber irgendwann vielleicht mal wieder, wenn wir unseren Rhythmus beibehalten aber erst in zehn Jahren (lacht).
Timothy: Wir haben uns mit der Show im Globe Theater gut warm gespielt, werden noch was einbauen, vielleicht ein paar Kleinigkeiten ändern. Aber dann ist das hier auch rum und wir wollen was Neues sehen. Es war eine tolle Schule, der Europa-Park war ein, wie soll ich sagen…
Diamond: … kreativer Ort.
Timothy: Genau. Und das Globe Theater hat auch einen besonderen Charme.
EP-Blog Redaktion: Also ist ein Comeback im Europa-Park nicht ausgeschlossen.
„Abraka… Shakespeare! RELOADED“
Zauberhaft vergnüglich und voller überraschender Wendungen: Wenn „William“ oder eher „Williamina“ in das berühmte Globe Theater zurückkehrt, ist Spaß für Groß und Klein garantiert. Mit Spannung, Humor und fantastischen Zaubertricks nehmen Timothy Trust und Diamond ihre Zuschauer mit auf eine magische Zeitreise, bei der es viel zu staunen und vor allem zu lachen gibt. Bis Oktober haben die Gäste des Europa-Park noch die Möglichkeit, dem Duo im Globe Theater inmitten des Englischen Themenbereichs einen Besuch abzustatten. Weitere Infos zur Show und die aktuellen Spielzeiten gibt es hier.