Vom Pferdepfleger zum Achterbahnkletterer

Für einen Freizeitpark von der Größe des Europa-Park ist eine kontinuierliche Wartung unverzichtbar, um Sicherheit und reibungslosen Betrieb zu gewährleisten. Wir stellen euch heute einen unserer Industriekletterer, Julien Thillou, vor. Er arbeitet hoch oben, dort, wo kaum jemand hinsieht, und erfüllt dabei eine unverzichtbare Aufgabe.

Ein außergewöhnlicher Werdegang

Julien ist 35 Jahre alt und hat einen ungewöhnlichen Weg im Europa-Park Erlebnis-Resort hinter sich. Geboren in Paris und aufgewachsen im Westen Frankreichs, kannte er den Europa-Park anfangs gar nicht. Erst sein Beruf brachte ihn hierher. 2009 startete er als Pferdepfleger, wo er seine Leidenschaft für die Tiere voll einbringen konnte. Seit seinem dritten Lebensjahr sitzt er im Sattel und kümmerte sich im Europa-Park um die Boxen und die Vorbereitung der Pferde vor den Shows in der Spanischen Arena.

2010 nahm sein Weg dann eine spannende Wendung: Er durfte bei den Stuntshows mitwirken und entdeckte seine alte Leidenschaft für’s Stuntreiten wieder. Ein Beruf, den er bis 2020 auch außerhalb des Parks in ganz Frankreich ausgeübt hat. Im Europa-Park konnte er sich darin weiter perfektionieren.

Doch irgendwann war es Zeit für Veränderung. Durch den Austausch mit den Industriekletterern des Europa-Park wurde sein Interesse an diesem Beruf geweckt. Im Sommer begann er, direkt vor Ort erste Erfahrungen zu sammeln. Und das mit Erfolg: Bald wurde er fest ins Team aufgenommen. Ein ganz neuer Karriereabschnitt begann.

Julien Thillou arbeitet seit 2009 im Europa-Park

Was macht ein Höhenarbeiter im Europa-Park?

Industriekletterer, auch Höhenarbeiter genannt, übernehmen Aufgaben in großer Höhe oder an schwer zugänglichen Stellen. Dazu nutzen sie spezielle Seiltechniken, wie man sie auch aus dem Alpinismus oder der Höhlenforschung kennt. Ihre Aufgaben im Europa-Park sind enorm vielseitig und absolut essenziell für Sicherheit, Wartung und Funktion des gesamten Erlebnis-Resorts.

Zum Alltag gehören Wartung und Instandhaltung von Attraktionen und Gebäuden: Metallkonstruktionen, Fassaden, Dächer oder hoch angebrachte Dekorationselemente werden geprüft, gereinigt oder repariert. Auch Abdichtungsarbeiten, die Montage von Beschilderungen oder das Installieren von Beleuchtung – vor allem bei saisonalen Events – gehören dazu.

So schaut das Equipment der Kletterer aus

Sicherheit steht dabei an oberster Stelle. Jede Aufgabe wird akribisch geplant und nach strengen Vorgaben durchgeführt, um Risiken für Mitarbeitende und Gäste zu vermeiden. Die technische Expertise der Höhenarbeiter hilft, selbst kleinste Mängel frühzeitig zu erkennen – damit der Park jeden Tag reibungslos läuft.

Der Beruf verlangt echte Allrounder. Höhenarbeiter sind im gesamten Park im Einsatz – von den Themenbereichen über die Hotels bis zur Wasserwelt Rulantica. Sie arbeiten Hand in Hand mit anderen Gewerken: Elektrikern, Mechanikern, Malern oder Dekorateuren. Neben technischer Präzision brauchen sie körperliche Fitness, eine gute Koordination, Schwindelfreiheit und viel Verantwortungsbewusstsein.

„Unsere oberste Priorität ist die Prävention – um jedes Risiko von vornherein auszuschließen.“

Ein Beispiel: Die Holzachterbahn WODAN – Timburcoaster wird zwei- bis dreimal pro Woche kontrolliert. Besonders im Fokus stehen dabei die Schienen aus Holz und Metall, denn Temperaturschwankungen können diese Materialkombination beeinflussen. Jede dieser Kontrollen dauert im Schnitt zweieinhalb Stunden.

Hoch oben auf WODAN – Timburcoaster

Wachsamkeit ist das A und O: Täglich dreht mindestens ein Teammitglied seine Runde durch den Park, hört ganz genau hin – denn ein ungewöhnliches Geräusch bei einem Coaster führt sofort zur Überprüfung. Die goldene Regel lautet: Immer aufmerksam sein, um die Sicherheit und den reibungslosen Ablauf zu gewährleisten.

Täglich in 30 Metern Höhe – oder mehr

Keine zwei Arbeitstage sind gleich. Und genau das liebt Julien an seinem Job. Jeden Morgen wartet eine neue Mission, oft völlig unerwartet: ein defekter Scheinwerfer, eine lockere Schraube, eine Reinigung in schwindelerregender Höhe…

Vor Kurzem stand er mit seinem Team auf der höchsten Stelle des Silver Star, über 70 Meter hoch! Der Zugang ist besonders schwierig, doch die Aufgabe war klar: Schweißnähte, Schrauben und Verbindungen überprüfen. Alles muss perfekt sitzen.

Wenn der Park geschlossen ist, nutzen die Kletterer die Gelegenheit für Arbeiten, die während des Betriebs unmöglich wären. Etwa der vollständige Austausch von Schienen an bestimmten Attraktionen: eine präventive Maßnahme, die sich über mehrere Tage ziehen kann und nicht unterbrochen werden darf.