Mit Zollstock und Ultraschallgerät
Die Sicherheit der Attraktionen steht in Deutschlands größtem Freizeitpark an oberster Stelle. Nicht nur vor der Jungfernfahrt, sondern auch nachträglich prüft das Europa-Park Personal regelmäßig markante Stellen im Schienenverlauf. Zusätzlich führt auch der TÜV Süd sowohl Erstabnahmen von neuen Fahrgeschäften, als auch einmal im Jahr wiederkehrende Prüfungen an allen Attraktionen durch. Natürlich waren die Prüfungen auch bei dem “Eurosat – CanCan Coaster” vor der heiß ersehnten Inbetriebnahme fällig. Wir waren dabei, als Dr.-Ing. Yalin Kiliclar von TÜV Süd stichprobenartig Messungen an den Schienen durchführte und dafür über einen Tag lang die rubinroten Stahlgleise bestieg – mit Zollstock und Ultraschallgerät.
Wir kontrollieren und prüfen, ob die im Vorfeld rechnerisch geplante Stahlbaustruktur der Achterbahn auch konstruktiv richtig, normkonform und in Übereinstimmung mit den Zeichnungen installiert wurde“, beschreibt der TÜV Süd-Experte Kiliclar seine Arbeit im Wahrzeichen des Französischen Themenbereichs.
Sind Theorie und Praxis deckungsgleich? Stichprobenartig werden akribische Prüfungen an markanten Stellen des Streckenverlaufs durchgeführt. Millimetergenau werden die Geometrie, die Abmessungen und Formen der Stützen sowie die Abstände und Verschraubungen kontrolliert und mit den Planzeichnungen abgeglichen. So ist beispielsweise die Wandstärke eines Schienenrohrs unterschiedlich dick.
In einer Kurve ist die Belastung auf die Schiene höher, als bei einem geraden Teilstück. Daher ist die Wandstärke des Rohrs im Kurvenverlauf auch dicker. Die Stärke variiert zwischen 7 und 12 Millimeter”, sagt Kiliclar und fügt hinzu: “Um einer Materialermüdung wegen der starken Belastung vorzubeugen, sorgen Quersteifen für die nötige Robustheit in den Kurven.”
Mit einem Ultraschallgerät wird die Dicke gemessen. Zusätzlich werden auch die Durchmesser eines Schienenrohrs geprüft. Weitere markante Stellen im Verlauf sind die Übergänge von Zweigurt- auf Viergurtschienen und zurück, aber auch starke Senken, enge Kurvenradien und sogenannte verwringende Schienenabfolgen, die ebenso detailliert und kritisch begutachtet werden.
Bei dem fast 1.000 Meter langen Streckenverlauf prüft Yalin Kiliclar, der spezialisiert ist auf sogenannte “Fliegende Bauten”, unzählige Positionen mit Zollstock und modernen Messmethoden. Wenn alles nach Plan installiert ist, setzt er in der Dokumentation einen Haken, um zu belegen, dass alles einwandfrei eingebaut ist.
Bei der Installation gibt es nichts zu beanstanden – Theorie und Praxis sind zu 100 Prozent deckungsgleich”, bestätigt Kiliclar. “Diese Prüfung, die sich rein auf die Stahlbaustruktur bezogen hat, wird aber nicht die Letzte gewesen sein!
Kurz vor der eigentlichen Inbetriebnahme werden weitere Experten von TÜV Süd den “Eurosat – CanCan Coaster” auf Herz und Nieren prüfen. Ende August wird es dann um die Kontrolle elektrotechnischer, maschinenbautechnischer sowie sicherheitstechnischer Aspekte gehen. Dabei sicher wieder im Gepäck: Zollstock und Ultraschallgerät.