Zwischen Achterbahn und Weltraumbahnhof
Ein gut besuchter Weltraumbahnhof. Dutzende außerirdische Wesen wuseln geschäftig um uns herum. Einer von ihnen – offensichtlich mit dem falschen Fuß aufgestanden – stürmt auf uns zu. Das hat bedrohlich real gewirkt. Dabei sitzen wir doch zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht in der Achterbahn. 2015 ließ sich bei einer Fahrt auf “Alpenexpress Coastiality” erstmals in virtuelle Welten eintauchen. Auch die Dunkel-Achterbahn “Eurosat” lädt seit kurzem, neben der CanCan-Thematisierung, auf einen wilden Ritt durch virtuelle Welten ein. Allerdings wird das Ganze nochmal eine ordentliche Schippe intensiver. „Free-Roaming“ nennt sich das neuartige Konzept, welches sich zusätzlich vor der herkömmlichen VR-Fahrt abspielt. Eine absolute Weltneuheit, die ich für euch als einer der ersten Fahrgäste testen durfte. Was euch bei der “Eurosat Coastiality“-Fahrt durch die Silberkugel künftig erwartet und was sich hinter „Free-Roaming“ verbirgt, erfahrt ihr in den nachfolgenden Zeilen.
Schon vor der Fahrt in virtuellen Welten
Euer VR-Erlebnis beginnt nicht erst, nachdem ihr in der Achterbahn Platz genommen und euer VR-Headset aufgesetzt habt. Bereits im Bahnhof taucht ihr vollständig in die digital erschaffene Welt von „Valerian – Die Stadt der Tausend Planeten“ ein. Star-Regisseur Luc Besson verbindet seit der gemeinsamen Zusammenarbeit bei „ARTHUR – Im Königreich der Minomoys“ eine enge Freundschaft mit Michael Mack, geschäftsführender Gesellschafter des Europa-Park. Diese Vertrauensbasis war auch Grundlage für das neueste Projekt.
Der Pre-Show-Raum der Attraktion ist exakt in der virtuellen Welt nachgebaut. Über zwölf Monate vor Eröffnung der Attraktion waren notwendig, um Forschungs- und Pionierarbeit zu leisten und schlussendlich den Coaster fit zu machen für den Gästebetrieb.
„Die Maße des Raumes bildeten unsere Grundlage. Darauf projizierten wir schließlich virtuell die lebendige Welt, die uns die Filmvorlage bot“, erklärt mir Kai Feuchter, der das Projekt seitens des Europa-Park mitbetreut.
Während ihr euch in dem 360-Grad-Erlebnis umseht, könnt ihr sogar eure „Mitreisenden“, also alle anderen Parkgäste, die sich mit euch im in dem Erlebnis befinden, als Avatare im virtuellen Raum dargestellt sehen.
Mittendrin statt nur Zuschauer
Nach dem Aufsetzen der Brille habe ich nicht schlecht gestaunt: Man fühlt sich echt mitten in die Szene hineinversetzt! Die anderen mit VR-Headset ausgestatteten „Testkandidaten“ standen in der virtuellen Welt um mich herum – und zwar genau so positioniert, wie ich das auch sehen würde, nähme ich das Headset ab. Wenn ich meinen Kopf drehe, oder zwei Schritte nach links mache, sehen das alle anderen exakt auch so in ihrer eigenen virtuellen Realität – und umgekehrt.
Das perfekte Zusammenspiel der Technik macht die Illusion erst möglich
Während sich alle fasziniert in dem virtuellen Raum umsehen, höre ich plötzlich eine Stimme hinter mir. Kurz bin ich verwundert, drehe dann aber instinktiv meinen Kopf in die Richtung, in der ich vermute die Stimme wahrgenommen zu haben.
„Der Ton ist mit der virtuellen Realität synchronisiert. Das heißt, dass auch Stimmen über die im VR-Headset integrierten Kopfhörer entsprechend der aktuellen Blickrichtung vor oder hinter einem selbst wahrgenommen werden,“ erklärt Sarah Stief von VR Coaster.
Ein Bekannter aus der Welt von „Valerian“ – der Minister der United Human Federation – erzählt uns von einer abenteuerlichen Mission, die uns bevorsteht. Nach einer überraschenden Wendung (die ich euch an dieser Stelle jetzt mal nicht vorweg nehme ;)) sehen wir auch schon unser Transportmittel auf uns zukommen. Ihr ahnt es bestimmt schon: Der Coaster – in der virtuellen Welt ist der Zug optisch jedoch einem Weltraum-Taxi nachempfunden. Nun geht es zum Boarding in die Achterbahn. Das VR-Headset bleibt dabei jedoch die ganze Zeit auf. Hier kommt „Free-Roaming“ in’s Spiel. Die Technik wurde von der Firma Holodeck VR entwickelt und extra an die Gegebenheiten im Einstiegsbereich von “Eurosat Coastiality” angepasst. Ihr geht völlig natürlich durch die virtuelle Welt, da auch der Bereich im Bahnhof und der Einstieg in den Coaster der realen Umgebung exakt nachempfunden sind. Diese nahtlose Verbindung einer Pre-Show mit dem eigentlichen VR-Erlebnis während der Achterbahnfahrt gibt es nirgendwo sonst. Hier betritt der Europa-Park – wieder einmal – völliges Neuland!
Die Firma VR Coaster, welche bereits 2015 bei Alpenexpress Coastiality gezeigt hat, was technisch möglich ist, hat auch die nachfolgende Fahrt in der Eurosat wieder in digitale Welten übertragen. Pfeile, die in der virtuellen Realität vor einem „schweben“, weisen zielgerichtet den Weg zum Sitzplatz im Coaster. Man gewöhnt sich recht schnell an das Laufen mit einem VR-Headset auf dem Kopf. Bereits nach wenigen Schritten fühlt es sich nicht mehr fremdartig an und ich vertraue der Technik. Ganz ohne „Bahnsteigrempler“ mit den anderen, die ich in der virtuellen Realität als Figuren um mich herum sehe, geht es Richtung Sitzplatz. Das Einsteigen hat schon mal wunderbar geklappt. Bereit loszufahren! Welche schlecht gelaunten Außerirdischen uns wohl während der Fahrt noch so begegnen werden?