Das geheime Juwel im Europa-Park: Das historische Salon-Karussel Eden Palladium

Versteckt im Confertainment Center des Europa-Park, fernab vom Trubel der Achterbahnen und der zahlenreichen anderen Attraktionen, liegt ein wahres Kleinod: das Eden Palladium. Dieses über hundert Jahre alte Salon-Karussell ist weit mehr als nur ein nostalgisches Fahrgeschäft – es ist ein faszinierendes Zeugnis einer längst vergangenen Zeit, in der Jahrmärkte für Eleganz und Raffinesse standen. Wir werfen einen Blick zurück auf die Geschichte dieses außergewöhnlichen Schmuckstücks.

Die Ursprünge der Jahrmärkte und Salon-Karussells

Ende des 19. Jahrhunderts breiten sich Jahrmärkte in ganz Europa aus – als zauberhafte Ausflugsorte, die Freude, Staunen und ausgelassene Stimmung versprechen. Um 1890 entstehen in Belgien und Deutschland die ersten Salon-Karussells: aufwendig gestaltete, überdachte Fahrgeschäfte, die weit über das bloße Drehen von Holzpferden hinausgehen. Sie sind Treffpunkte, Bühnen und Orte gesellschaftlichen Miteinanders zugleich.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts sind Jahrmärkte ein unverzichtbarer Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens

Inspiriert vom Zirkus, Wiener Kaffeehäusern und den Pavillons der Weltausstellungen, boten sie eine feierliche Kulisse mit Orgelmusik, Konfetti und funkelnden Lichtern. Salon-Karussells waren Orte der Begegnung – man tanzte, stieß mit Champagner an und feierte das Leben.

Holzpferde, Schweine oder wirbelnde Gondeln: Wählt euer Fortbewegungsmittel

Die bewegte Geschichte des Eden Palladium

Erbaut wurde das Eden Palladium im Jahr 1909 im französischen Angers von Gustave Bayol, einem der bedeutendsten Karussellbauer seiner Zeit. Der erste Besitzer ist heute nicht mehr bekannt, doch 1927 übernahm die französische Familie Demeyer das Fahrgeschäft und betrieb es für etwa zehn Jahre als „Carrousel Salon Demeyer“. In dieser Zeit zog das Karussell durch Frankreich und begeisterte die Besucher, bevor es stillgelegt wurde.

1975 wechselte es in die Niederlande zu Bakker Dennies, dem Betreiber des Freizeitparks Flevohof (heute Walibi Holland). 1988 geht es in die Schweiz und wird unter dem Namen „Retino’s Traum-Karussell“ weitergeführt. Zwei Jahre später kehrt das Eden Palladium nach Frankreich zurück und wird im Freilichtmuseum Écomusée d’Alsace aufgebaut, wo es über zwanzig Jahre lang bleibt – bis es seine Reise an den heutigen Standort antritt: den Europa-Park.

Faszinierende Architektur und Symbolik

Die Außenfassade des Eden Palladium ist dem „Pavillon de l’Électricité“ der Pariser Weltausstellung von 1900 nachempfunden. Schon der Eingangsbereich entführt die Gäste in eine symbolträchtige Welt: Ein dreiköpfiges Pferd, eine Medusa und ein brüllender Löwe bewachen den Eingang. Auf dem Dach thront der Adler Jupiters – Symbol für Blitz, Elektrizität und göttliche Macht.

Der Pavillon der Elektrizität auf der Weltausstellung 1900 hat die Pariser besonders beeindruckt.

Im Inneren erwarten die Besucher kunstvoll geschnitzte Pferde und Schweine – alle nach rechts blickend, wie es dem Aberglauben jener Zeit zufolge Glück bringen sollte. Besonders beeindruckend: das sich drehende Himmelsgewölbe mit einer aufwändigen Deckenmalerei, das die Vergänglichkeit des Glücks thematisiert. Mit einem Durchmesser von elf Metern und rund 300 Quadratmetern Fläche ist dieses Salon-Karussell ein echtes Meisterwerk der Handwerkskunst.

Die Fassade des Eden Palladium im Confertainment Center. An den Seiten erheben sich die Statuen des römischen Kaisers Julius Cäsar und des gallischen Kriegers Vercingetorix.

Vom Elsass in den Europa-Park: Ein zweites Leben für ein historisches Kulturgut

Nach seiner Zeit im Écomusée d’Alsace ist das Eden Palladium heute Teil des Europa-Park. Es befindet sich im Confertainment Center – etwas abseits des Parkgeschehens – und gilt als echter Geheimtipp für Liebhaber historischer Fahrgeschäfte und Jahrmarktkultur.

Michael Mack und Gil Vauquelin, damaliger Regionaldirektor der Caisse des Dépôts im Elsass und Präsident von Ecoparcs, bei der Einweihung des Eden Palladium im Europa-Park im Jahr 2012

Mit viel Liebe zum Detail restauriert, ist das Eden Palladium ein lebendiges Denkmal vergangener Festkultur und ein eindrucksvolles Beispiel für die Entwicklung der Unterhaltungskunst. Ob nostalgisch interessiert oder einfach neugierig – das Salon-Karussell lädt zum Innehalten und Staunen ein.

Perfekt als Kulisse für ganz besondere Fotos

Wer bei Veranstaltungen im Confertainment Center des Europa-Park Erlebnis-Resort zu Gast ist – etwa bei den Radio Regenbogen Awards – hat vielleicht das Glück, das besondere Salon-Karussell zu entdecken. Und mit etwas Glück darf man sogar selbst auf einem Pferd oder Schwein Platz nehmen – denn ja, auch 115 Jahre nach seiner Erbauung ist das Eden Palladium noch immer voll funktionsfähig. Eine Reise in die Vergangenheit, die weit über die Grenzen des Europa-Park hinausführt!

Roland Mack ist besonders stolz darauf, ein französisches Kulturgut beherbergen zu dürfen und ein bedeutendes historisches Zeugnis der Jahrmarktkunst gerettet zu haben